Ich kannte mich eigentlich aus. Denn es war ja bereits meine dritte Leipziger Buchmesse. Aber trotzdem war diesmal alles anders als in den Jahren zuvor. Kein einsames und zielloses Lustwandeln durch die Hallen, kein entspanntes Lauschen von Lesungen und Autoreninterviews. Diesmal hatte ich zu tun. Ich hatte Termine, führte Interviews und wurde sogar selber interviewt. Ich war bei der Eröffnung im Gewandhaus und zur Verleihung des Buchpreises eingeladen, wurde bei Verlagen erwartet und traf in dem wilden Gewusel auf den Ständen und Gängen immer wieder auf bekannte Gesichter, die mich freundlich grüßten.
Früher war ich einsamer Beobachter, jetzt auf einmal mittendrin im Literaturzirkus. Ich kann noch immer mein Glück kaum fassen. Innerhalb von nur fünf Monaten hat sich dieser Wandel vollzogen. Seit Mitte November ist Buchrevier erst online und bei nahezu allen mir wichtigen Leuten erstaunlicherweise schon bekannt wie ein bunter Hund. Ich komme auf Verlagsstände und will mein Sprüchlein aufsagen: „Ich habe einen Literaturblog und wollte mal fragen…“ da werde ich schon unterbrochen: „Ach Buchrevier, kenn ich, finde ich gut. Setzen Sie sich. Wollen Sie was trinken? Sie sind also der mit dem Hirschgeweih!“
Ja, der bin ich dann wohl. Und ich muss sagen, ich bin es gerne. Ganz besonders, weil ich im Kreis der Literatur- und Buchblogger so herzlich aufgenommen wurde. Da war keine lange Anlaufzeit vonnöten. Da war sofort klar, wir mögen uns. Wir ticken zwar alle anders, haben aber die gleiche Leidenschaft. Wir sitzen abends stundenlang und lesen in Büchern. Und alle paar Tage sitzen wir dann abends stundenlang vor dem PC und schreiben was dazu auf. Wir beobachten, was die anderen so schreiben und kommentieren, liken, teilen. So unterschiedlich wir auch sind, wir machen eigentlich alle mehr oder weniger das Gleiche. Jeden Tag, immer wieder – das verbindet.
Dass ich mit Buchrevier einer von 15 Bloggerpaten der Leipziger Buchmesse geworden bin, hat die positive Entwicklung meines Blogs natürlich noch einmal beschleunigt. Und obwohl mich das Projekt sehr viel Zeit gekostet hat, habe ich das alles sehr, sehr gerne gemacht. Mein Leben ist in vieler Hinsicht reicher geworden. Ich habe meiner Literatur-Leidenschaft eine Struktur und ein Ziel gegeben. Ich treffe auf Menschen, mit denen ich darüber reden kann. Wie zum Beispiel mit Verlegerlegende Joachim Unseld, der mich am FVA-Stand einfach so angesprochen hat. Oder Julia Wolf, der jungen hoffnungsvollen Autorin, mit der ich ein Interview über ihr Romandebüt führen konnte.
Aber das größte Glück und zugleich schönste Geschenk ist für mich die Wiederentdeckung der Lyrik gewesen. Als mein „Patenkind“ Jan Wagner vom Nominierten zum Preisträger aufstieg, schossen mir Freudentränen in die Augen und ich wandelte den Rest des Tages wie auf Wolken. Dass er mir Tags drauf das Du angeboten hat und meinte, wir bleiben in Kontakt, macht mich stolz und glücklich.
Verlosung: Signiertes Exemplar von Regentonnenvariationen
Von all dem Glück möchte ich ein klein wenig zurückgeben und ein von Jan Wagner signiertes Exemplar von Regentonnenvariationen verlosen. Wer sich dafür interessiert, muss einfach nur im Kommentarfeld eine Strophe zu dem folgenden Gedichtanfang hinzufügen:
____________________________________
sensation
den preis gewonnen, lob gehudelt
erstaunen überall
sein name wird jetzt stark gegoogelt
berühmt von knall auf fall.
…
Teilnahmebedingungen:
Die Strophe mit den meisten Likes bekommt das Buch. Gepostet werden kann nur hier im Blog im Kommentarfeld, nicht bei Facebook und Twitter. Teilnahmeschluss: 19.03.2015, 24.00 Uhr. Der Rechtsweg ist natürlich vollkommen ausgeschlossen.
So viel Übermut, tut das noch gut?
Verlangt es hier im Buchrevier,
doch eines ungeübten Dichters Mut,
nun gut – ganz tollkühn reim ich´s Dir.
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wird es so weitergehn?
er wird es sehn
die Lust am schreiben
lässt ihn bleiben
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Dichterwort erfreut mein Herz
Stets, ob’s alt, ob’s neu.
Schreibst Du nicht nur diesen März,
So bleib‘ ich Dir treu!
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Es muss nicht immer Stabreim sein,
er singt wie eine Nacht-i-gall gar fein.
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Laken falten, Nase bohrn, All
tag gedichtet
Buch und zu und Knall
Welt gerichtet
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Was? Echt Naturgedichte?
Und damit auch noch Geld gewonnen?
Wirklich, schöne Geschichte!
Ein Hoch auf Wagners Regentonnen.
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Gedichte nicht nur im Regentonnen-Werk
auch hier im Bloggerpaten-Buchrevier
Glückwünsche und ein Feuerwerk
beim nächsten Treffen trinken wir ein Bier
Es war toll dich zu treffen – DANKE und mach weiter so.
Grüße von nebenan 🙂
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nach presserummel, nach messetrubel
zurück in seinem revier
auf leiser pirsch zu neuem lesejubel
mit traumwandlerischem gespür.
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Ich gebe Martina auch ein ‚Like‘. Wie ich dies richtig machen soll, habe ich nicht verstanden… 😦
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Wer nichts gehört von diesem Mann,
Hat nie gelesen mit Verstand,
Hortet Bücher nur und kann
Auch nicht schauen übern Rand.
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Denn auch die Lyrik ist Teil der Literatur!
Von Selbstzweifeln ist bei ihr keine Spur.
Denn Poesie kann etwas was Prosa nicht kann,
Sie ist frei wie eine Feder ohne Gesetze und Zwang.
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Jan Wagner spielt jetzt in der Oberliga mit!
Und wir hoffen, es schon bald gibt
neue lyrische Variationen
die selbst in abgelegensten Regionen
ihre Liebhaber finden
und von Poesie künden.
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Ich hab mich so gefreut für Jan Wagner – und auch für dich, weil du ja „sein“ Pate bzw. der seines Gedichtbandes warst. Wunderbar, dass Lyrik doch Chancen hat, obwohl ja angeblich kaum jemand Gedichte liest. So kann man sich täuschen : ) War jedenfalls eine sehr erfreuliche Überraschung.
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was mich nun schon ein kleines bischen stört
das noch keine seiner zeilen ich je gesehen
obwohl allerseits das beste nur von ihm gehört
also lasst die likes und dann das buch an mich gehen
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Ein wunderbarer Bericht, in dem ich so viele meiner Gedanken wiederfinde: „Wir ticken zwar alle anders, haben aber die gleiche Leidenschaft. (…) So unterschiedlich wir auch sind, wir machen eigentlich alle mehr oder weniger das Gleiche. Jeden Tag, immer wieder – das verbindet.“ Deine Zeilen haben mich sehr bewegt und mir ein besonderes Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Schade, dass wir auf der Messe gar kein Wort miteinander gewechselt haben. Du warst vielmehr ein stiller Beobachter für mich, vor allem bei dem wiederholten Versuch ein Selfie zu machen. An einem so verregneten Sonntag möchte man genau solche Dinge lesen. Ich dank dir dafür. Liebe Grüße aus München, Steffi
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Hallo Steffi,
schön, dass Dir mein Messebericht gefällt. Wir werden sicherlich noch ein anderes mal Gelegenheit für einen persönlichen Austausch finden. Spätestens in Frankfurt dann.
Liebe Grüße Tobias
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Hallo Tobias,
heute lagen die Regentonnenvariationen bei mir im Kasten – vielen Dank für das schnelle zusenden! Und noch einmal „Chapeau“ für deine Rezension! Nach einer ersten Durchsicht finde ich die Gelassenheit, mit der Du Dich Giersch, Schlehen und den drei Eseln auf Sizilien genähert hast, wirklich beeindruckend. Ich werde mir die Zeit nehmen und bin gespannt!
Liebe Grüße
Martina
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Hallo Martina,
ja, ich hab ja geschrieben – einfach ist das nicht. Aber die Auseinandersetzung lohnt sich. Viel Vergnügen dabei. Tobias
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