Torsten Seifert – Wer ist B. Traven?

Wer die Entstehungsgeschichte dieses Roman kennt, wird von mir jetzt sicherlich keine objektive Rezension erwarten. Natürlich bin ich voreingenommen, natürlich würde ich dieses Buch niemals schlecht machen. Hieße es doch, mir ins eigene Fleisch zu schneiden. Denn hier handelt es sich nicht um irgendeinen Debütroman, sondern um den allerersten Blogbuster-Preisträger ever. Und natürlich ist „Wer ist B.Traven“ von Torsten Seifert ein absolutes Must-Read, ein echtes Highlight unter den Herbstnovitäten. Jeder sollte es kaufen, lesen, weiterempfehlen und seinen Lieben zu Weihnachten schenken.

Als ich in dieser Woche das Buch mit dem prägnanten Aufkleber zum ersten Mal auf dem Neuheitentisch einer Buchhandlung erblickte, habe ich tatsächlich eine Gänsehaut bekommen. Wenn eine spinnerte Idee auf einmal Realität wird und man merkt, dass Träume tatsächlich funktionieren, dann ist das schon ein sehr spezieller Moment. Ohne uns Blogger würde dieses Buch da jetzt nicht liegen; ohne uns Blogger würde die rätselhafte Geschichte um den Bestsellerautor B.Traven weiterhin in Vergessenheit geraten; ohne uns Blogger würden nicht sieben weitere Blogbuster-Longlist-Autoren mit einem Verlags- und Agenturvertrag auf ihren baldigen Durchbruch warten.

Der Titel deutet schon an, worum es in diesem Roman geht. Im Jahr 1947 bekommt der Reporter Leon Borenstein den Auftrag herauszufinden, wer sich hinter dem Schriftssteller-Pseudonym „B.Traven“ verbirgt. Er reist dafür ans Filmset nach Mexico, wo John Houston den Traven-Roman „Der Schatz der Sierra Madre“ mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle verfilmt. Leon hofft, am Film-Set mehr über den Autor herauszufinden, gewinnt das Vertrauen von Humphrey Bogart, mit dem er regelmäßig Schach spielt, beginnt eine Affäre mit der geheimnisvollen Maria, die, wie sich später herausstellt, ebenfalls auf der Suche nach Traven ist.

Man merkt dem Roman an, dass der Autor sich richtig gut auskennt. Torsten Seifert hat sich intensiv mit all den Mythen und Geschichten auseinandergesetzt, die um B.Traven kursieren, und ist im Verlauf seiner Recherchen zum echten ‚Travenologen‘ geworden. Er war auch mehrfach in den USA und Mexiko, wo die Geschichte spielt, und hat sowohl Fakten als auch Stimmungsbilder vor Ort zusammengetragen, die den Roman noch authentischer wirken lassen. Die Begeisterung Seiferts für den mit ca. 30. Mio verkauften Exemplaren weltweit wohl erfolgreichsten deutschen Autor ist ansteckend. Ich habe in Lesepausen immer wieder mal bei Google nach dem Phänomen B. Traven gesucht und unter anderem eine wunderbare Dokumentation bei YouTube gefunden, die einen noch mehr ins Thema reinholt. Am Ende war ich so angefixt, dass ich mir im Netz eine Reihe alter Traven-Romane bestellt habe, auf deren Lektüre ich mich schon freue.

Die Blogbuster-Preisjury hat an diesem Roman sofort überzeugt, dass er sich einfach gut liest. Die Story hinter der Story, das Setting, die Dialoge, der Spannungsbogen – das alles hat Torsten Seifert zu einer sowohl stimmigen als auch stimmungsvollen Erzählung zusammengefügt. Wer wie ich die Kriminalromane von Raymond Chandler oder Dashiell Hammet liebt, wird sich in diesem Roman sofort wohlfühlen. Man sieht diese Typen mit Hut, Trenchcoat und Kippe im Mund in dunklen Ecken stehen, spürt die flirrende Hitze am staubigen Filmset in Mexico und hört das Geklapper der Schreibmaschinen in den Redaktionsräumen.

Was soll ich über dieses Buch noch groß sagen? Jurymitglied Lars Birken-Bertsch hat es in seiner Laudatio bei der Blogbuster-Preisverleihung auf den Punkt gebracht: „Klug und gekonnt, in schneller szenischer Abfolge, entführt Torsten Seifert den Leser auf eine Reise in gefühltem Schwarzweiß … in eine Welt, als Journalisten noch mit stumpfem Bleistift in kleine Notizblöcke kritzelten und Hollywood-Stars fernab der Studios in echten Wüsten tranken, schwitzten und fluchten. Kurz gesagt: Raymond Chandler meets Quentin Tarantino!“

Elisabeth Ruge, ebenfalls Jury-Mitglied, freut sich endlich mal wieder über einen serienverdächtigen großen Abenteuerroman. Und ich? Ich freue mich sowieso. Über das alles hier.

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Foto: Gabriele Luger

Verlag: Klett-Cotta/ Tropen
269 Seiten, 20,00 Euro

 

 

5 Kommentare

  1. „Wer wie ich die Kriminalromane von Raymond Chandler oder Dashiell Hammet liebt, wird sich in diesem Roman sofort wohlfühlen.“ Mehr brauche ich gar nicht zu lesen, um dieses Buch – das eh schon auf meinem Merkzettel verweilt – zu kaufen. Also nächsten Monat. Wenn wieder Geld da ist. 😉 – Sehr schöne Rezension, die nicht zu viel verrät, sondern nur genug um verdammt neugierig zu machen. Chapeau!

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  2. Mir ging das ganz ähnlich wie dir mit der Gänsehaut in der Buchhandlung. Wenn man weiß, welchen Weg dieser Roman gegangen ist, sieht man das nochmal mit ganz andrem Blick.
    Ich lese das Buch gerade und stimme dir zu 100 % zu. Es hat einen unglaublichen Sog ….

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    1. Freut mich, dass du das auch so empfindest. Wir Blogger können schon einiges erreichen, wenn wir wollen. Heute Abend ist in Berlin Buchpremiere mit dem großen Tilman als Moderator. Gehst Du hin?

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