Es ist nichts Besonderes geschehen: kein Shitstorm oder ähnliches. Ich bin diesen Kanal einfach nur unglaublich leid. Donald Trump treibt da sein Unwesen, Matthias Matussek und eine Vielzahl weiterer Schlaumeier querbeet aus allen Lagern. Hinz und Kunz mit einer Meinung, einem Anliegen: eitel, geltungssüchtig, auf Krawall gebürstet oder anderweitig unangenehm. Ich bekomme das alles anzeigt, obwohl ich diesen Leuten nicht folge. Aber scheinbar tun es die, denen ich folge. Und was sie teilen, liken, kommentieren, das sehe ich zwangsläufig auch.
Aber ich will das nicht, möchte das alles nicht sehen, mich nicht damit beschäftigen. Fünf Minuten Twitter und ich habe so viel negative Energie aufgenommen, dass ich das Gefühl habe, mir wächst ein Pickel mitten im Gesicht. Diese ganzen Schlammschlachten, Empörung hierüber und Empörung darüber. Jeden Tag wird genüsslich eine neue Sau durchs Netz getrieben. Und jeder Willi hat eine Meinung: zu Thüringen, zur FDP, zu Jürgen Klinsmann, zu Dieter Nuhr und Uwe Tellkamp. Je höhnischer, desto mehr Likes, je respektloser, desto größer die Chance, dass das Thema trendet.
Dabei wollte ich mich doch eigentlich nur über Bücher austauschen, dachte, Twitter wäre der Kanal, wo man sich schnell und unkompliziert ein paar Empfehlungen ziehen kann. Kann man auch, aber darüber hinaus wird einem eben auch der ganze andere Müll in die Timeline geschwemmt. Allein der Umstand, dass Donald Trump Twitter zu seinem Lieblingskanal erkoren hat, ist Grund genug, diesem Medium ein für alle Mal den Rücken zu kehren. Nirgendwo sonst ist die Kotzbrocken-Dichte größer. Schlimm finde ich auch, dass mir Menschen, die ich im Real Life oder als Künstler eigentlich schätze, mit ihrer Twitter-Persönlichkeit so sehr auf den Senkel gehen, dass ich eine echte Antipathie entwickle. Am sympathischsten sind mir immer noch die Profile, die keine Twitter-Strategie haben; entweder nicht wissen wie der Hase dort läuft oder sich noch ausprobieren. Aber wenn sie es erstmal gecheckt haben, nerven auch sie.
Mittlerweile nervt mich bei Twitter wirklich alles: die täglichen Nörgeleien an den Unzulänglichkeiten des ÖPNV genauso wie Mikroplastik, MeToo, eMobilität oder das beliebte Großkonzerne-Bashing. Auch bei den Literaturdebatten rolle ich nur noch mit den Augen, allein schon das Wort ‚Debatte‘ regt mich auf. Mich interessiert nicht, wieviele Neuerscheinungen im Frühjahrsprogramm der Verlage von weiblichen Autorinnen sind, ob Joanne K. Rowling angeblich transphob ist und welches Problem Takis Würger mit Würsten hat. Selbst mein eigenes inaktives Twitter-Profil nervt.
Mir gefällt das alles nicht nur nicht, es stört mich, macht mich wütend und hat negative Auswirkungen auf mein seelisches Gleichgewicht. Wenn es erstmal soweit ist, ist es wirklich Zeit zu gehen. Daher habe ich beschlossen, mich von Twitter nach genau fünf Jahren zu verabschieden. Im letzten Jahr habe ich schon fast gar nichts mehr gemacht. Vier Retweets und drei Links zu Blogbeiträgen – mehr habe ich nicht zustande gebracht, damit aber 200 neue Follower gewonnen. Am Ende folgten 2143 Personen meinem mehr oder weniger inaktiven Profil. Vielleicht taugt ja mein Abgang noch für den ein oder anderen höhnischen Kommentar. Und wenn nicht, auch egal. Vermissen muss man mich jedenfalls nicht, denn auf allen anderen Kanälen werde ich noch mein Unwesen treiben und dort weiterhin der, mit einer Meinung, einem Anliegen sein – eitel, geltungssüchtig, auf Krawall gebürstet oder anderweitig unangenehm.
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Foto: Gabriele Luger
Moin Tobias,
mein absolutes Verständnis sei Dir gewiss: Aus den genannten bzw. ähnlichen Gründen habe ich zum Ende letzten Jahres meine Blogger-Aktivitäten bei facebook eingestellt. Facebook hatte mich schon seit geraumer Zeit schlicht und ergreifend genervt und geärgert: Mit dem schlechten Umgangston und dem mangelnden Respekt in einigen Gruppen/ auf einigen Foren, mit der ungefilterten Werbung von rechtsradikalen Parteien und sonstigen entbehrlichen Schrott, mit der penetranten Aufforderung eigene Post zu bewerben…!!!
Ich möchte mich dieser negativen Energie nicht mehr aussetzen, und so habe ich diesem Teil der digitalen Welt „Tschüß!“ gesagt. Stattdessen bemühe ich mich in der realen Welt möglichst viel positive Energie zu verbreiten. Mir geht´s damit deutlich besser…!!!
Lieben Gruß
Andreas
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Hey, ich bin schon länger raus jetzt, bei FB & Co und es geht mir sehr sehr gut damit. Dank der Mails, die ich von meinen Lieblingsbloggern 😉 bekomme, fehlt es mir somit in Sachen “ Bücher ziehen“ an nichts. Ich bin voll auf dem Laufenden……mit ALLEM weil alles ist hier und jetzt und der Rest ist Makulatur 🙂 🙂 Allerdings muss ich etwas aufpassen nicht „sonderlich“ zu werden…..aber Eigensinn macht ja auch Spaß…
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Ach Steffi, Du treue Seele! 😍
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🙂
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Wollte ich aus genau den Gründen schon lange. Ich hoffe, der Abmeldemenüpunkt war der Richtige, damit die Dauerbenachrichtigungen über den Auswurf der üblichen Kotzbrocken endlich aufhören. Grüße.
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