Jan Schomburg – Das Licht und die Geräusche

So verläuft ein typisches Gespräch, wenn Menschen aus meinem Umfeld hören, dass ich Buchblogger bin:

< Dann kennst du dich wahrscheinlich ganz gut aus mit Büchern.
> Ja, geht so.
< Wie findest du denn Nele Neuhaus?
> Kenn ich nicht.
< Ach, aber doch sicher Jussi Adler-Olsen?
< Nur vom Namen her.
> Hmm… und Bernhard Hennen, der kommt sogar auch aus Krefeld.
< Nie gehört.

Peinliches Schweigen. Klar, was der andere denkt: Was ist das denn für ein Buchblogger? Der kennt ja gar nichts.

Die Autorennamen wechseln, aber das Ergebnis bleibt immer gleich. Mit anderen komme ich selten zusammen, jedenfalls nicht in Sachen Bücher. Denn jeder liest für sich in seiner Blase. Und davon gibt es Tausende. Für jeden Lesetyp die entsprechende Lektüre. Das unterhaltsame Sachbuch für Männer ab Mitte Vierzig, Eskapismus-Dramen für unglückliche Ehefrauen, Fantasy-Träumereien für young adults, Krimis für die Oma, Historienschinken für den Opa.

Aber warum schreibe ich das hier, wo doch eigentlich etwas über Jan Schomburgs Debütroman ‚Das Licht und die Geräusche‘ stehen sollte? Warum? Weil mir all diese Gedanken gerade durch den Kopf gehen. Weil ich mich frage, was ich da eigentlich gerade gelesen habe, in welche Schublade ich dieses Buch stecken soll. Was will mir der Autor damit sagen, und warum erzählt er diese Geschichte? Was treibt ihn an, sich hinzusetzen und Seite für Seite in ein 18/19-jähriges Mädchen hineinzuversetzen?

Schomburg erzählt die Geschichte von Jugendlichen, die zur Schule gehen, abends Party machen, auf Klassenfahrt nach Barcelona fahren, andere Schüler mobben, sich verlieben und das Leben infrage stellen, bevor es überhaupt angefangen hat. Ein klassischer Coming-of-Age-Roman also – mit einer jugendlichen Erzählstimme; mit ein paar interessanten Zeitsprüngen und ein wenig Drama und Erotik. Ein literarisches Erfolgsrezept, eine todsichere Sache, funktioniert fast immer und könnte mit einem bisschen Glück sogar durch die Decke gehen.

Aber bei mir funktioniert das nur, wenn da noch ein wenig mehr passiert: eine andere Ebene, Platz für Assoziationen, Bezüge, sprachliche Feinheiten — irgendwas in der Art. Stattdessen lauscht man diesem typischen Jungmädchenton, der immer irgendwas Wütendes und Vorwurfsvolles an sich hat. Sehr direkt und auf den Punkt, dann wieder ausschweifend und sich in kruden Theorien verlierend; am Ende irgendwie trotzig und fast schon naiv. Zunächst fand ich das ganz reizvoll, aber irgendwann nicht mehr. Dann fehlte mir auf einmal alles.

Wäre ich Buchhändler, ich würde diesen Roman Jugendlichen ab 17 Jahren empfehlen. Ich habe bis dato zwar noch nie eines dieser Young-Adult-Bücher gelesen, das hier scheint aber eins zu sein. Und damit ist auch klar, warum ich damit so gar nichts anfangen konnte. Ich hab die Geschichte trotzdem bis zum Schluss durchgehalten. Es wurde zwar nicht mehr viel besser, aber es war auch nicht unerträglich schlecht. Eigentlich so, wie ich mir unbekannterweise einen Roman von Nele Neuhaus oder Jussi Adler-Olsen vorstelle. Unterhaltsam und bestimmt auch spannend, aber eben nur eine Geschichte und keine Literatur (für mich).

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Foto: Gabriele Luger

Verlag: dtv
256 Seiten, 20,00

2 Kommentare

  1. „… aber eben nur eine Geschichte und keine Literatur (für mich).“

    Das ist ein wunderbarer Satz! Besser kann man es nicht ausdrücken.
    Bei dieser Formulierung kam mir auch mein letzter „Urlaubs-Schmöker“ in den Sinn.

    Grüße aus Duisburg!
    Andre

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