Moritz Rinke – Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel.
Bei manchen Büchern muss ich einfach aufgrund von Titel und Coverbild schon zugreifen. Das Romandebüt des Dramatikers Moritz Rinke ist so ein Buch. Das Werk ist nicht mehr ganz frisch, schon knapp vier Jahre alt und mittlerweile auch als Taschenbuch erhältlich. Und obwohl es so viele neue Autoren und Neuheiten aus der Frühjahrskollektion zu entdecken gibt, möchte ich diesen Backlist-Titel allen Literaturbegeisterten noch einmal wärmstens ans Herz legen.
Denn da beherrscht einer sein Handwerk. Der erste Roman und schon ein Volltreffer! Toller Plot, liebevoll aufgebaute Charaktere, ein wenig Kultur- und Gesellschaftskritik und zu allem Überfluss auch noch flüssig und spannend zu lesen.
Aber irgendwie kam mir etwas am Erzählstil Rinkes bekannt vor. Ich fühlte mich merkwürdig wohl in dieser Sprachwelt, schaute etwas genauer hin und glaube ein paar literarische Anleihen entdeckt zu haben. Die Protagonisten in Rinkes Roman sind die Kücks. Wer die Zorns, Zürns oder Halms kennt, weiß worauf ich hinaus will. Wer seinen Romanhelden kurze einsilbige Nachnamen gibt, macht sich schnell der „Walserei“ verdächtig. Dieser Verdacht erhärtet sich, wenn dann noch Begriffe wie „das Muttertelefonat“ oder „der Geburtsschrank“ auftauchen.
Jetzt muss ich aufpassen, weil im Internet immer irgendwo einer ist, der alles falsch versteht. Das ist natürlich kein Plagiats-Vorwurf. Das ist Ironie und letztlich ein ganz großes Lob. Denn wenn auch gewisse Walser-Anleihen in meinen Augen unverkennbar vorhanden sind, dann ist es umso schwieriger, die damit verbundenen Erwartungen auch zu erfüllen. Denn Walser ist (fast) immer ein ganz großer Literaturgenuss. Und genau das bietet auch Rinke seinen Lesern. Auf seine ganz eigene Art, authentisch, lebendig, inspirierend.
Diesen Autor sollte man sich auf alle Fälle merken. Und mittlerweile müsste eigentlich auch mal ein neuer Rinke-Roman fällig sein. Ich würde mich freuen, halte die Augen auf und werde berichten.
Foto: Gabriele Luger
Gelesen: Feb. 2011
Liebes Buchrevier – das Foto ist sehr genial und ich musste echt schmunzeln. Ist zwar keine schöne Sache, aber auf meinem Heimweg komme ich an einer großen Wiese vorbei. Dahinter – weit hinten – Wald. Mitten auf dieser Wiese steht seit 1.1. ein Kleiderspendencontainer. Das macht man nicht, aber es sieht so genial aus.
Ich muss jedes Mal schmunzeln – ist halt kein alltäglicher Anblick. Leider ist der Container jetzt umgefallen, da heftiger Sturm war. Hoffentlich kommt er jetzt bald wieder an seinen ursprünglichen Platz.
Deine Worte hier sind sehr interessant und ab und an beschleicht uns Leser mal dieses „Gefühl“…
LG – Bini
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Ja, dieses Gefühl. Das kenne ich. 😌
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