Der letzte Schrei

Edgar Rai – Die Gottespartitur.

Seien wir mal ehrlich: was erwartet man eigentlich von einem guten Buch? Doch nicht viel mehr, als dass es Spaß macht, es zu lesen. Im besten Fall von der ersten bis zur letzten Seite – check. Ein glaubwürdiger Plot, authentische Charaktere und eine gute Schreibe gehören dazu – check. Ein Protagonist in der Nach-Midlife-Krise? – klingt nicht schlecht! Und wie wär’s mit noch ein wenig Liebesleid, Nahtod-Erfahrung und religiöser Geheimbündlerei? Her damit! Und als Zuckerstückli ein paar Insides aus dem deutschen Literaturbetrieb? Okay, gekauft, will ich lesen!

So ungefähr lautet das Erfolgsrezept von Edgar Rais neuem Roman „Die Gottespartitur“. Und obwohl dieser Roman alle Zutaten für einen Weltbestseller à la Dan Brown hätte, erliegt der Autor nicht der Versuchung, genau das abzuliefern. Das ist vielleicht nicht gut für seinen Kontostand, aber es ist gut für das Buch und alle, die Freude an neuer deutscher, anspruchsvoller aber nicht sperriger Literatur haben.

Ich habe meinen Spaß damit gehabt. Ganz besonders hat mir der etwas bissige Blick auf den deutschen Literaturbetrieb gefallen. Das eine oder andere ist sicherlich etwas überspitzt dargestellt, aber er hat recht: „Die durchschnittliche Halbwertzeit eines heute verkauften Manuskriptes liegt bei drei Monaten. Ein Jahr später wird es verramscht, nach 18 Monaten verebben die letzten Wellen, die es erzeugt hat.“

Letztlich unterscheidet sich die Literaturszene kaum von der Modebranche. Im Frühjahr und Herbst kommen die neuen Kollektionen heraus. Die Stars werden eine Saison gehypt, hin und her gereicht und dann wieder vergessen. So ist das nun einmal. Also – ob Berlin, London oder Paris: wer etwas auf sich hält, liest diese Saison die Gottespartitur. Denn Edgar Rai ist einfach der letzte Schrei.

Gelesen: Mai 2014

Foto: Gabriele Luger

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