Martell Beigang – Zu Gast im eigenen Leben.
Ich stelle mein Fazit mal an den Anfang: Toller Titel, mäßiger Inhalt, schlechte Verpackung. Zusammen macht das dann drei Sterne. Aber jetzt der Reihe nach.
Der Titel dieses Romans ist grandios. Nur deswegen habe ich mir das Buch gekauft. Denn wer kennt nicht das Gefühl, zu Gast im eigenen Leben zu sein? Die Headline verspricht viel. Surreales, Epochales, eine Reise zum und ums Ich, vorbei an Über-Ich und Es. Was weiß ich – jedenfalls ist das ein Buchtitel, mit dem man Literaturgeschichte schreiben kann. Wenn denn auch der Inhalt die hohen Erwartungen erfüllt. Tut er aber leider nicht. Denn was auf den knappen 150 Seiten an Story folgt, ist leider nicht mehr als Durchschnittsware. Angesagte Pop-Literatur für den musikinteressierten Mitdreißiger. Das kennt man von Hornby, Regener oder Goosen.
Die Story ist schnell erzählt. Ein mehr oder weniger gescheiterter Musiker sucht seine Ex mittels eines Internetclips. Aus dem Clip wird im Laufe der Zeit eine erfolgreiche und beliebte Fernsehshow. Die Ex kehrt zurück, Happy End! Mehr oder weniger ist das die Story des Vodafone-Clips mit dem Song „We are the people“.
Aber warum auch nicht? So geht Popliteratur eben. Und damit die angepeilte Zielgruppe auch weiß, dass das ein Buch nur für sie ist, darf die obligatorische Gitarre auf dem Cover nicht fehlen. Fertig ist der Indie-Pop-Roman. Darüber hinaus ist die Aufmachung eher die eines Sachbuches. Format, Hochglanz-Einband und Bindung – das alles lässt einen ganz anderen Buchtitel und Inhalt erwarten. „Filmen fürs Internet. Vom Clip zur eigenen Sendung,“ oder so ähnlich.
Fazit? Siehe oben.
Gelesen: Juli 2011