Am Ende bleiben viele Fragen

Fabian Hischmann – Am Ende schmeißen wir mit Gold.

Deutschland erinnert sich. An die eigene Jugend, an all das, was man erlebt, erlitten hat. Was einen zu dem gemacht hat, was man ist. Weswegen man nicht das geworden ist, was man hätte werden können, hätte werden wollen. Wie viele Bücher habe ich eigentlich in letzter Zeit mit dieser Thematik gelesen? Weiß nicht genau, aber jetzt ist es jedenfalls eines mehr. Denn auch Fabian Hirschmann erinnert sich und lässt uns teilhaben. So weit, so populär.

Und natürlich ist das Grundthema ja auch interessant. Natürlich ist es auch immer wieder anders. Denn jeder Mensch hat eine andere Geschichte zu erzählen, andere Gründe fürs Scheitern, für die Angst, die Resignation. Auch der Held dieses kleinen Romans hat seine Gründe: für ein halbfertiges Leben, für seine Perspektivlosigkeit, Antriebsarmut, Beziehungsunfähigkeit.

In dieses halbfertige Leben dürfen wir Leser ein wenig hineinschauen, vielleicht sollte ich auch sagen: hineinschnuppern. Leider nicht viel mehr. Denn der Autor fasst sich kurz, verfällt nicht in Geschwätzigkeit. Die komplexe Persönlichkeitsstruktur des Romanhelden Max wird angerissen, aus einem oder zwei Blickwinkel beleuchtet und dann war es das. Mit den Fragen, die sich beim Lesen ergeben, bleibt man über weite Strecken allein und wird am Ende auch nicht erlöst. Ich hätte gerne noch erfahren, ob Max sich noch entscheidet, zwischen schwul, bisexuell und hetero. Und was es mit dem PENG auf sich hat, wer schmeißt da eigentlich mit Gold und warum? Aber auf einmal ist das Buch zu Ende.

Zum Schluss bekommt man auf zwei Seiten noch ein eilig zusammengeschriebenes Happy-End präsentiert, das ein paar Antworten gibt aber einen nicht wirklich zufrieden stellt. Das ist nicht nur schade, sondern auch etwas ärgerlich. Denn die Geschichte hätte mehr Potenzial gehabt und hundert zusätzliche Seiten, hätten dem Buch sicherlich gut getan. Auf mich wirkt dieser Roman nach Marketingkonzept konstruiert, auf ein ganz bestimmtes Publikum zugeschrieben. Ein populärer Titel, ein netter Einband, nicht zu dick und leicht bekömmlich für die Fans von Büchern wie Tschik und Nilowski.

Gelesen: April 2014
Foto: Gabriele Luger

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Link: Fabian Hischmann liest zehn Seiten aus seinem Buch: 

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